Happyland
Evi Romen | AT 2025 | 90 minMit: Andrea Wenzl, Simon Frühwirt, Michael Pink, Alicia Edelweiss
Kinostart: 13.6.2025
„I’m coming home, there is a ghost in town”
Die Rückkehr der Rockerin: Andrea Wenzl kehrt, als Helen(e) in Evi Romens fiktivem Biopic mit echten Vibes, in ihren Heimatort an der Donau zurück und wird mit den Geistern der Vergangenheit, Geistesblitzen und Schnapsideen ihrer Jugend konfrontiert.
Helli wurde Helen(e) einst von ihrer Mutter genannt. Dann hatte sie eine Band, bekam einen Plattenvertrag, ging nach London und wurde Helen, war eine, die von der Musik irgendwie leben konnte. Bis jetzt halt. Jetzt ist sie jedenfalls wieder da. Ist das noch eine Musik-Karriere oder schon eine gestrandete Existenz?
Helen(e) ist eine Stilikone wie ihre Mutter (Michaela Rosen), die Chefin vom „Happyland“, einem Sportzentrum mit Hallenbad, Kletterwand, Kajaks („Love“ steht auf einem), Sauna und Palmen auf der Fototapete. Hier fährt man mit der Fähre über den breiten Fluss, und immer trieben die im Abendlicht leuchtenden mehrstöckigen Kreuzfahrtschiffe vorbei, anderswohin, so wie Helen(e) sich anderswo hindenkt und doch von hier ist.
Jetzt strandet sie einmal im „Happyland“, niemand glaubt sie ihr recht, die Ausrede „Ich muss mich um meine Mutter kümmern“. Die ist in Wahrheit nur auf Kur. Alle kennen Helen(e), schließlich war sie hier der Star – nur sie kennt niemanden mehr und die, mit denen sie reden will, haben ihr nicht verziehen, wie Tom (Michael Pink), ihre Jugendliebe und Ex-Bandkollege.
Ein neuer Kletterlehrer kommt sich vorstellen, ein junger Mann, weiße Haut, rabenschwarzes Haar, Joe (Simon Frühwirth). Am Ufer hat sie ihn morgens schon gesehen, nackt auf einem Baum. Sie sind aus demselben Holz geschnitzt, das merkt sie. Er lehnt sich auch gegen Regeln auf, aber gegen andere. Und während sie mit ihrem Sammelsurium an Rock-Zitaten und cool klingenden Lebensweisheiten, die sie selbst nie beherzigt hat, bald am Ende ist, zeigt er ihr, wie mit Pferden umgehen. Ein Einvernehmen blitzt auf. Sie sind zwei, die voneinander etwas brauchen und sich dabei im Thema täuschen.
Evi Romen hat einen Film geschrieben, den es über Frauen eigentlich nie gibt: Ein Film über eine Protagonistin, die macht, was sie will, ohne Rücksicht auf Verluste, eine Piratin im Geiste. Rock’n’Roll-Lifestyle trifft auf Nouvelle Vague und das in fucking Klosterneuburg: Evi Romen weiß, eine Frau braucht einen Schlapphut, Glitzerblusen, rote Cowboystiefel (Kostümbild Cinzia Cioffi) und ein kaputtes Leben. Und ein Mann ein weißes Pferd. Es muss geraucht werden, als gäbe es kein Morgen. Der Film ist eine Liebeserklärung an eine im Grunde uneinlösbare Sehnsucht nach dem Wilden Leben, und gleichzeitig an eine durch und durch wirkliche Gegend, mit ihrem Donaudunst (Kamera: Martin Gschlacht) und ihrem Au-Geruch. Romen erzählt, wie sich dieser Ort anfühlt, wie er riecht, und schmeckt und klingt, wie das Wasser gluckst und das Kajak und manchmal das Leben ein hohles Geräusch machen. Hier ist die Donau und hier ist auch der Wilde Westen, geredet wird nicht viel und wenn, dann tut es manchmal weh. Kleine Gesten sind es, manchmal besitzergreifend, die von alten Geschichten erzählen.
Musik ist ein Lebensthema für Romen und Rhythmus als Editorin natürlich auch. Gedreht wurde 2023 in Wien und Niederösterreich (u.a. in Klosterneuburg im „echten“ Happyland), u.a. mit Robert Stadlober, Simone Fuith und Lissy Pernthaler. Andrea Wenzls Songs wie der Score stammen von Dorit Chrysler. Ein musikalisches Austro-Who-is-Who ist auch an Bord: Die Band in ihrer Frühzeit spielen die Leftovers, Gastauftritte haben u.a. Wolfgang Schloegl a.k.a. I-Wolf sowie Oliver Welter („Naked Lunch“), auf der Bühne steht auch Alicia Edelweiss, irgendwo beheimatet zwischen Freak-Folk, Kammer-Pop und Anti-Folk und dazu gibt’s auch noch Line-Dance.
„Du bist schon tot, bevor du lebst“ singen die Leftovers im Abspann, und es ist keine Warnung, sondern ein Befreiungsschlag: Der Ausgang ist gewiss, das Risiko war es allemal wert – und was die richtige Entscheidung war, weiß man immer erst hinterher.
»Ein wild-schönes Frauenporträt.« – ORF Kulturmontag
»Überragendes Porträt…HAPPYLAND ist wie ein Song, oder besser: wie die Erinnerung an all die Lieder und Texte, die einem in seinem Leben etwas bedeutet haben…Sensationell in der Hauptrolle: Theaterstar Andrea Wenzl.« – The Spot
»Ein schönes, intensives Frauenporträt. Andrea Wenzl spielt die ernüchterte Sängerin mit dem großen, einsamen Herzen mit viel Gefühl und Eindringlichkeit.« – Diagonale
Regie & Drehbuch: Evi Romen | Kamera: Martin Gschlacht | Montage: Karina Ressler | Szenenbild: Renate Martin, Andreas Donhauser | Kostümbild: Cinzia Cioffi | Ton: Fabrice Osinski | Tongestaltung: Valérie Le Docte | Musik: Dorit Chrysler, Alicia Edelweiss, Leftovers u.a. | Green Film Consultant: Marion Rossmann | Produktionsleitung: Igor Orovac | Produzenten: Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Bady Minck
Darsteller:innen: Andrea Wenzl, Simon Frühwirth, Michael Pink, Alicia Edelweiss, Robert Stadlober, Oliver Welter, Wolfgang Schlögl u.a.
Österreichischer Kinostart gefördert von: